Portfolio-Arbeit im Studium

Der Begriff Portfolio bezeichnet klassischerweise eine Sammelmappe mit Bewerbungsunterlagen (insbesondere zur Präsentation eigener künstlerischer Werke), einen Bestand an materiellen oder immateriellen Rechtsobjekten (z.B. in der Finanzwirtschaft) oder die Produktpalette eines herstellenden Unternehmens.

Seit den 1990er Jahren fand der Begriff auch Eingang in viele Studiengänge deutscher Hochschulen, darunter berufs- und praxisorientierte Felder wie Pädagogik, Sozial- und Gesundheitswissenschaften, Studiengänge wie Design, Journalismus und Bildende Kunst, aber auch bestimmte Module der Sprach- und Literaturwissenschaften, Musik, Architektur, Informatik und sogar der Betriebswirtschaft.

Im universitären Kontext wird unter „Portfolio“ allerdings nicht mehr eine bloße Sammlung von Objekten zur Dokumentation der verwirklichten Arbeiten und ihres Schaffensprozesses verstanden. Der Begriffsinhalt hat sich vielmehr erweitert und bezeichnet nun ein Instrument zur Lern- und Kompetenzdokumentation, das durch Reflexionen, Praxisnachweise oder Feedback-Elemente ergänzt wird und das dem Studierenden bei der Identifizierung eigener Schwächen und Stärken sowie bei der Dokumentation der individuellen Stärken und Kompetenzen hilft. Nach außen hin dient es der Beurteilung durch Dozent*innen bzw. potenzielle Arbeitgeber.

Ein einheitliches Verständnis oder eine allgemeingültige Definition, was ein Portfolio enthalten soll und wie es aufgebaut sein muss, existiert allerdings nicht. Die konkreten Anforderungen und die Ausgestaltung der Portfolios sind vielmehr je nach Hochschule, Studiengang und dem jeweiligen Portfoliomodell sehr unterschiedlich. Vielen Studierenden ist deshalb zunächst einmal nicht klar, was darunter eigentlich zu verstehen ist und dementsprechend groß ist ihre Unsicherheit, was bei der Erstellung eines Portfolios zu beachten ist.

Was ist überhaupt ein Portfolio?

Generell lässt sich festhalten: Eine Portfolio-Arbeit ist eine zusammenstellende, reflektierte Sammlung von Arbeiten, die über einen bestimmten Zeitraum hinweg entstanden sind. Sie dient dazu, statt eines einzelnen Endprodukts die Kompetenzen, Lernfortschritte, Methoden und Ergebnisse sichtbar zu machen. Ziel ist die Unterstützung des Lernenden bei der Standortbestimmung im eigenen Kompetenzentwicklungsprozess und die Übernahme von Selbstverantwortung für das eigene Lernen.

Die Portfolio-Arbeit wird als eigenständige Studienleistung verstanden und zumeist ähnlich wie eine Hausarbeit oder eine Klausur bewertet. Die Bewertung kann separat als eigenständige Prüfung, aber auch als Bestandteil einer größeren Prüfung (z. B. in Verbindung mit einer Klausur oder Praxisaufgabe) erfolgen.

In seiner einfachsten Form besteht das Portfolio aus mehreren kleineren Aufgaben zu einem bestimmten Thema, die anders als eine klassische Hausarbeit keinen zusammenhängenden Text darstellen. In praxisorientierten Fächern wie z.B. Journalismus nimmt es oft die Form einer eigenständigen Projektarbeit an, in deren Rahmen unter der Anleitung durch einen Tutor ein Projekt (z.B. ein Design, eine Softwarelösung, ein TV-Sendungs-Konzept) konzipiert, erarbeitet und einschließlich der zugehörigen Reflexionsprozesse dokumentiert wird. Das Ergebnis liegt am Ende in Form eines „Produktes“ vor, das später auch zur Bewerbung und Selbstvermarktung genutzt werden kann.

Im Mittelpunkt des universitären Portfolios steht in der Regel jedoch weniger das konkret abrechenbare Ergebnis als vielmehr die Reflexion seines Entstehungsprozesses und die dadurch dokumentierte Fähigkeit zur Selbstreflexion und zur selbstregulierten Wissenserweiterung, d.h. zur bewussten Steuerung des eigenen Lernfortschrittes.

Zusätzlich zur Reflexion sind in manchen Portfolios auch explizit gestellte Aufgaben zu lösen die dazu dienen, Lernziele zu erreichen und Kompetenzen zu dokumentieren. Typische Beispiele sind Reflexionsaufgaben, die die erfolgten Lernschritte und die damit verbundenen Herausforderungen beschreiben, Praxis- oder Fallanalysen, Arbeitsproben oder Transferaufgaben (Anwendung theoretischer Konzepte auf neue Situationen oder Aufgabenstellungen). Art und Umfang dieser Aufgaben hängen wie erwähnt von der jeweiligen Hochschule, dem Studiengang und dem herangezogenen Portfoliomodell ab.

Diese Modelle reichen vom Projektportfolio (Sammelband mit Arbeitsproben aus Projekten, reflektiert und mit Feedback versehen) und dem Praxisnachweis-Portfolio (Fokus auf praktische Kompetenzen, Belege, Arbeitsproben und Feedbackberichte) über das Hybrid-Portfolio (Verbindung von Selbsteinschätzung, Fremdfeedback, Reflexion, Arbeitsproben und Begleitdokumenten in unterschiedlicher Gewichtung) und das begleitende Portfolio (zusätzlich zu Prüfungsleistungen zur Dokumentation von Lern- und Praxisnachweisen) bis zum Lernportfolio mit Reflexion (mit dem Schwerpunkt auf Lernentwicklung, Lernmethoden, Reflexion sowie ggf. Lernziele und -plan).

Formale Anforderungen

Der äußere Umfang eines Studien-Portfolios variiert stark je nach Hochschule und Studiengang. Einfachste Formen (Aufgaben-Portofolio) umfassen oft nur wenige Textseiten, anspruchsvollere Formen erreichen 15-20 oder auch bis zu 80 Seiten bzw. 5–15 Arbeiten/Elemente (je nach Gewichtung der einzelnen Teile). Solche Elemente sind Lern- und Arbeitsproben, Reflexionen, Praxisnachweise, Feedback-Berichte und eventuell ein Begleitdokument mit Erklärungen.

Für die Erstellung des Portfolios wird – entsprechend der Zielstellung der Dokumentation des Lernfortschritts – zumeist das gesamte Semester als Zeitrahmen eingeräumt, einzelne Portfolioteile können allerdings auch termingebunden sein. Da es sich beim Portfolio um eine auf das eigene Lernen bezogene Textart handelt, kann für den Text auch Ich-Form gewählt werden (im Unterschied zum Beispiel zu einer Bachelorarbeit oder Masterarbeit). Gleichwohl sind die für wissenschaftliche Arbeiten üblicherweise geforderten Standards einzuhalten, d.h. Quellen müssen belegt und aus der Forschung übernommene Erkenntnisse korrekt nachgewiesen werden.

Von der Gewichtung her können Portfolios als eigenständige Modulprüfung, als Teil einer Prüfung oder als Beispielportfolios zur Gesamtnote dienen.

Lernportfolio im Pädagogik-Studium

Das oben erwähnte Lernportfolio findet besonders im Pädagogikstudium häufige Anwendung. Hier dient es insbesondere dazu, die pädagogischen Kompetenzen des Studierenden im Bereich Lehren, Lernen und Erziehung zu dokumentieren und zu reflektieren und den Lern- und Reflexionsprozess des Studierenden für die Dozent*innen nachvolllzihebar und beurteilbar zu machen.

Typische Bestandteile eines solchen Portfolios sind:

  • Einleitung/Deckblatt: Zielsetzung, persönlicher Lernweg, Kontext der Praxisphasen
  • Ausgewählte Arbeiten: z. B. Unterrichtsentwürfe, Unterrichtsprotokolle, Reflexionsberichte
  • Praxis-/Forschungsbelege: Beobachtungsbögen, Evaluationsbögen, Fallanalysen
  • Prozessdarstellungen: Skizzen, Mindmaps, Lernziele, Methodenüberlegungen
  • Reflexionen: Lernfortschritte, Herausforderungen, Anpassungen von Methoden
  • Feedback: Rückmeldungen von Mentorinnen/Mentoren, Tutoren oder Schülerinnen/Schülern
  • Abschlussbewertung: Wie die Lernziele erreicht wurden, nächste Entwicklungsschritte

Als Teil der Lern- oder Reflexionskomponenten eines solchen Portfolios wird nicht selten ein Lerntagebuch erwartet, das Lernwege, Herausforderungen und Entwicklungen festhält und die Lernprozesse im Zeitverlauf nachvollziehbar macht. Ob es explizit vorgesehen ist, hängt von den konkreten Vorgaben der Hochschule ab.

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