Der grundlegende Zweck und Aufbau eines Exposés wurde im Beitrag „Anleitung zum Verfassen eines Exposés I“ bereits erläutert. Im zweiten Teil wird nun näher darauf eingegangen, welche Bestandteile ein gelungenes Exposé aufweisen sollte und wie das Vorbereiten und das Verfassen des Exposés an sich vonstatten gehen kann.
Vorbereitung des Exposés
Nachdem das Thema ausgewählt wurde, sollte die Literaturlektüre vertieft werden, um einen guten Überblick über das Themengebiet zu erhalten. Damit fällt eine entscheidende Voraussetzung schon viel leichter, nämlich die Formulierung Ihrer Fragestellung, die hinreichend ab- und eingegrenzt sowie klar und eindeutig formuliert werden muss.
Während dies bei einer Hausarbeit noch verhältnismäßig einfach ist, liegt die Schwierigkeit bei einer Masterarbeit und insbesondere einer Doktorarbeit darin, möglichst präzise die Forschungslücke zu definieren, die man mit der Arbeit schließen möchte, d.h. das „wissenschaftliche Erkenntnisinteresse“.
Nicht selten stellt man dabei fest, dass man nicht eine, sondern eine Reihe von Fragen im Blick hat, die man im Rahmen des Vorhabens bearbeiten möchte. In diesem Fall sollten Sie eine klare Hierarchie von über- und untergeordneten Fragen erarbeiten, die im gesamten Bearbeitungsprozess beibehalten werden soll. Obwohl ein Exposé grundsätzlich einen provisorischen Charakter hat, sollte vermieden werden, dass im Verlauf des Exposés immer wieder neue Fragen „entdeckt“ werden.
Aufbau eines Exposés
Auch wenn der Aufbau eines Exposés variieren kann, können folgende Bestandteile als zwingend aufgeführt werden: 1) Zielstellung der Arbeit, 2) Methodik, 3) Forschungsstand, 4) Aufbau der Arbeit, 5) Vorläufige Gliederung
1) Zielstellung
Sind diese Voraussetzungen erfüllt, kann die Zielstellung des wissenschaftlichen Vorhabens eingegrenzt werden. Um die Zielstellung der Arbeit zu definieren, sollten Sie sich zwei zentrale Fragen stellen:
- Welches Ziel verfolgt meine Arbeit und was will ich nach Abschluss der Arbeit herausgefunden haben?
- Worin liegt die Bedeutung und das Interesse, dies herauszufinden?
Einprägsam ist in diesem Zusammenhang auch die Verwendung der drei W-Fragen:
Was wollen Sie untersuchen, wie wollen Sie es untersuchen und warum wollen Sie es untersuchen?
Die präzise Bestimmung der Zielstellung Ihrer Arbeit kann durch eine intensive Lektüre der Literatur erfolgen. Nicht immer gelingt dies auf Anhieb. Auch Diskussionen mit dem Betreuer, Kommilitonen und insbesondere mit einem professionellen Wissenschaftsberater – wozu wir uns zählen – können hilfreich sein.
2) Methodik
Wenn Ihnen die Zielstellung klar ist, ist die Frage zu klären, welche Methodik Sie anwenden möchten. Sie sollten die zur Beantwortung Ihrer festgelegten Frage(n) angewandte Methode benennen und ihre Eignung kurz begründen. Dabei kann prinzipiell unterschieden werden zwischen einer Literatur- und Quellenanalyse und einem empirischen Verfahren (qualitative oder quantitative Analyse).
3) Forschungsstand
Um das eigene Thema einzuordnen, muss ein (je nach Vorhaben mehr oder weniger tiefgehender) Überblick über das Forschungsgebiet erarbeitet werden. Dabei sollte auf die relevante Fachliteratur in Form von Büchern und insbesondere Fachzeitschriften (v.a. sog. A-Journals) zurückgegriffen werden. Es muss hierbei nicht die gesamte überhaupt verfügbare Literatur analysiert werden. Vielmehr sollte gezielt recherchiert werden, welche Aspekte bereits behandelt und vor allem, welche Aspekte noch nicht oder nur gering behandelt wurden. Ziel ist es, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, welche akademischen Kontroversen von zentraler Bedeutung sind und welche Methoden bislang vorrangig waren. Der Überblick zum Forschungs- und Erkenntnisstand steht somit in einem engen Zusammenhang zur Formulierung der Fragestellung(en).
4) Aufbau der Arbeit
Dieser Punkt ist nicht zu verwechseln mit der vorläufigen Gliederung. Vielmehr sollten Sie im Aufbau der Arbeit formulieren, wie Sie sich die Struktur Ihres Vorhabens vorstellen. Dabei kann bereits auf einzelne wichtige Kapitel in 2-3 Sätzen näher eingegangen werden. Insofern stellt der Aufbau der Arbeit einen schriftlich ausformulierten „Fahrplan“ der Arbeit dar. Da jedoch auch die Gliederung des Exposés noch vorläufig ist, kann und muss dieser Fahrplan ggfs. noch nachträglich angepasst werden.
5) Die vorläufige Gliederung
Die Grundlage Ihrer Gliederung sollte die Forschungsfrage darstellen. Die Gliederung umfasst Kapitel und Unterkapitel. Sinnvoll ist es meist auch ungefähre Seitenzahlen anzugeben, um so eine Grundlage für die Gewichtigkeit einzelner Kapitel zu erhalten, was im laufenden Arbeitsprozess nachvollzogen werden kann.
Bei größeren Schreibvorhaben wie Bachelor- oder Masterarbeiten, bei Dissertation sowieso, sollte zudem ein Zeitplan angefertigt werden.
6) Erstes Literaturverzeichnis
Das Literaturverzeichnis zeigt dem Adressaten, mit welcher Literatur Sie sich beschäftigt haben, um den Überblick über den Forschungsstand zu erarbeiten. Es versteht sich fast von selbst, dass viele Dozenten dem Literaturverzeichnis eine große Bedeutung zumessen, da hierin recht schnell deutlich wird, mit welcher relevanten Literatur sich der Verfasser bisher auseinandergesetzt hat.
Fazit: warum ein Exposé?
Auf den ersten Blick erscheint ein Exposé oftmals als zusätzliche Arbeitsbelastung. Warum dies ein Trugschluss ist, darauf wurde eingegangen. Ein Exposé ist der „rote Faden“ Ihrer akademischen Arbeit, der hilfreich ist, wenn während des Schreibprozesses Orientierungsprobleme auftreten. Dabei sollten Sie darauf achten, dass ein Exposé genau so gründlich und gewissenhaft verfasst wird wie die eigentliche spätere wissenschaftliche Arbeit. Sprachlich sollte ein Exposé den Ansprüchen gerecht werden, die an alle wissenschaftlichen Texte zu stellen sind.
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