Bereits seit längerem stellt der Wissenschaftsrat, als das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium von Bund und Ländern, fest, dass viele Bewertungen im Studium zu gut ausfallen und kritisieren eine Noteninflation (siehe dazu z.B. den Arbeitsbericht „Prüfungsnoten an Hochschulen im Prüfungsjahr 2010 mit einem Wissenschaftspolitischen Kommentar des Wissenschaftsrates“ ).
Demnach schlossen fast 80 Prozent aller Absolventen ihr Studium mit „gut“ oder „sehr gut“ ab. Dies stellt eine deutliche Steigerung im Rückblick von einem Jahrzehnt dar. Dabei wird beklagt, dass fachbereichsübergreifend keine Vergleichbarkeit gegeben ist, die Noten schwanken hierzu zu deutlich, um einen einheitlichen Bewertungsmaßstab zu haben.
Werden die Noten an der Uni immer besser?
Als Gründe für die mitunter laxe Benotungspraxis werden verschiedene angeführt (siehe ZEIT vom 22.11.2012, Nr. 48). So werden gerade in den Geistes- und Sozialwissenschaften (zu) gute Bewertungen vergeben, in den vermeintlich schwierigen Fächern wie Chemie, Physik oder Mathematik werden gute Noten manchmal kompensatorisch als „Belohnung“ für das Durchhalten des Studiums verteilt. Und die privaten Hochschulen haben Hemmungen, ihre Studenten, die hohe Gebühren für ihr Studium bezahlen, mit schlechten Noten vor den Kopf zu stoßen. Unsere Erfahrung zeigt gleichwohl, dass sich viele private Hochschulen in der Betreuung ihrer Studierenden keine Ruhmeslorbeeren verdienen
Hinzu kommt: Eine Vier oder Fünf muss gerechtfertigt werden, eine Eins nicht. Ein „Nicht-Bestanden“ einer Bachelorarbeit oder schlechte Klausurergebnisse führen dazu, dass Studierende die Arbeiten wiederholen müssen, hierzu in die Sprechstunden kommen, um zu erfahren, was sie falsch gemacht haben. Dies kann nicht nur zur Notwendigkeit einer intensiveren Betreuung führen, sondern auch zu Protesten. Das alles kostet die Dozenten Zeit und Mühe.
Eine zu gute Benotung ist nicht für alle unserer Kunden die ausschlaggebende Problematik, wohl aber die mitunter mangelhafte Betreuung der Dozenten, die sich durch wenig substantielle Hinweise beim Verfassung der Abschlussarbeiten oder grundsätzlich eine generell geringe Bereitschaft auszeichnet, die Studierenden tatsächlich zu betreuen. Teilweise scheint es sogar, als ob sich Dozenten weigern, den Prozess der Erstellung einer Abschlussarbeit zu begleiten, da sie die Befürchtung haben, dass damit keine innerliche Distanzierung möglich ist und einen Teil der Verantwortung für das Ergebnis des Endproduktes übernehmen müssen. Somit müssten sie sich im Falle einer schlechten Arbeit gegen ihr eigenes Urteil und die eigene Mitverantwortung wenden.