Wissenschaft als Fake News?

Die Ankündigungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump beunruhigten schon vor dessen Amtsantritt im Januar 2017 Wirtschaft und Politik. Neueste Aussagen des Präsidenten und Entscheidungen in dessen Personalpolitik setzen nun aber auch Wissenschaftler aus dem In- und Ausland in Alarmbereitschaft. Offenbar sieht Trump in einer kritisch rationalen Wissenschaft eine Bedrohung, Fakten werden mit mehr oder weniger begründeten Meinungen gleichgesetzt und dies zeigt sich in seinem politischen Handeln.

Trump-Regierung bedroht wissenschaftlichen Austausch

Während Amtsvorgänger Barack Obama gegenüber objektiver Wissenschaft größtenteils aufgeschlossen war, zeigte sich in den ersten Amtstagen von Trump bereits das Gegenteil. Ob Klimawandel, Raumfahrt oder Stammzellenforschung: Trump konstruiert sich die Wahrheit so zurecht, wie er sie braucht. Er präsentiert sich jedoch weniger als Feind der Wissenschaft, wie die ZEIT kürzlich schrieb, sondern am ehesten als „Wissenschaftsignorant“. Bestes Beispiel: Der Klimawandel sei eine Erfindung der Chinesen. Die Faktenlage interessiert Trump hingegen nicht. Wissenschaftler zeigen sich alarmiert und laden seit einiger Zeit Forschungsdaten – Ergebnisse von Forschungsarbeiten zum Klimawandel – von Regierungsservern auf unabhängige Server herunter. Es regiert die Angst, dass diese unter einer Regierung Trump verschwinden könnten. Auch hat der Präsident bereits während seines Wahlkampfs angekündigt, Amerika „great again“ zu machen. Im Hinblick auf den Klimawandel heißt das, Trump will zurückkehren zur stärkeren Nutzung von Kohle und Gas.

Erste Signale, die Trumps geringe Aufgeschlossenheit gegenüber wissenschaftlichen Forschungsergebnissen zeigen, sind nicht zuletzt seiner Personalpolitik geschuldet: Scott Pruitt, zuletzt Justizminister im US-Bundesstaat Oklahoma, wird neuer Leiter der Environmental Protection Agency (EPA). Der ZEIT zufolge forscht die Umweltschutzbehörde aktiv und trägt die Verantwortung für Erlass und Durchsetzung von Gesetzen und Vorschriften zum Umweltschutz. Pruitt hat sich schon länger als Verbündeter der Kohle- und Erdölindustrie geoutet, was sich unter anderem in Klagen gegenüber Entscheidungen der früheren Obama-Regierung zeigte. So kündigte der künftige EPA-Leiter beispielsweise an, den von Obama beschlossenen „Clean Power Plan“ zu bekämpfen, der eine Beschränkung der Treibhausgasemissionen in den USA vorsieht.

Ähnliches ist auch von der US-Bildungsministerin Betsy DeVos zu erwarten, die die Gelder für öffentliche Schulen beschränken will, oder von Tom Price, dem US-Gesundheitsminister. Price hat sich in der Vergangenheit nicht nur als Gegner von Abtreibungen präsentiert, sondern lehnt auch die Stammzellenforschung ab. Außerdem hat es Trump bislang versäumt, einen Wissenschaftsberater der Regierung zu ernennen.

Das Fass zum Überlaufen bei vielen Wissenschaftlern brachte schließlich das kürzlich von Trump verordnete mehrmonatige Einreiseverbot für Bürger aus sieben muslimisch geprägten Ländern. Jeder sechste Wissenschaftler in den USA ist ein Immigrant. Viele der bisherigen US-Nobelpreisträger forschen an einer amerikanischen Universität. Vom Einreise-Bann Trumps betroffen sind nun gut 16.000 Studierende. Schaden tragen nicht nur die jeweiligen Institute, für die es schwieriger wird, international zu konkurrieren. Die Karriere von Studierenden und Doktoranden könnte gleichfalls ins Stocken geraten. Das letzte Wort ist jedoch noch nicht gesprochen: Erst kürzlich stoppten US-Richter erneut das Einreiseverbot, wogegen die Trump-Regierung Berufung einlegte.

Kritische Stimmen zu den jüngsten Entwicklungen kommen auch aus Deutschland: So mahnte der Präsident der Nationalakademie Leopoldina, Jörg Hacker, gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ), dass das Einreiseverbot und „alles, was die Internationalität der Wissenschaft zurück nehme“, kontraproduktiv und schädlich sei.

Kaum verwunderlich, dass die wissenschaftsfeindlichen Äußerungen und Handlungen eines Donald Trump vermehrt Proteste der Betroffenen selbst hervorrufen. Der Petition unter dem Titel „Academics Against Immigration Executive Order”, die als Reaktion auf das Einreiseverbot gestartet wurde, unterschrieben in kürzester Zeit 30.000 Wissenschaftler. Nach dem Vorbild des Frauenmarsches sollen am 22. April „Märsche für die Wissenschaft“ stattfinden, neben Washington auch in vielen anderen Städten weltweit. Mehr als 150.000 Unterstützer hat die „Science March“-Facebookgruppe schon heute. Demonstriert werden soll vor allem „für den Wert von Wissenschaft und Forschung als eine Lebensgrundlage unserer offenen und demokratischen Gesellschaft“.

Wissenschaftler waren schon einmal in der jüngeren Geschichte gezwungen, ihr Heimatland zu verlassen, das als Förderer der Forschung galt. Ideologische Gründe bedrohten die freie Wissenschaft. Dieses Land war Deutschland.

Quellen:

http://www.zeit.de/2017/08/forschung-usa-donald-trump-protest-wissenschaftler

http://www.faz.net/aktuell/wissen/akademiker-gegen-trump-angst-im-wissenschaftsmekka-14798887.html

http://www.stern.de/politik/ausland/donald-trump–widerstand-der-wissenschaft-gegen-restriktionen-durchs-weisse-haus-7299872.html

http://www.zeit.de/wissen/2017-01/forschung-usa-donald-trump-raumfahrt-klima-krebs/komplettansicht

http://www.deutschlandfunk.de/signifikant-erschuettert-das-verhaeltnis-zwischen-trump-und.740.de.html?dram:article_id=378073

http://www.tagesspiegel.de/wissen/forschungspolitik-in-den-usa-trump-beunruhigt-wissenschaftler/19297702.html

Autorin: Ulrike Heine