Wenn es darum geht, ein Thema für die Bachelorarbeit oder Masterarbeit zu entwickeln, verbindet sich damit meist auch die Frage: soll die Abschlussarbeit „nur“ literaturbasiert sein oder doch eine eigene empirische Erhebung durchgeführt werden?
Um diese Frage zu beantworten, sollte man sich über die Charakteristika und Auswirkungen der Antwort im Klaren sein.
Grundsätzlich lassen sich wissenschaftliche Abschlussarbeiten in zwei Haupttypen unterteilen: empirische und literaturbasierte Arbeiten. Der zentrale Unterschied zwischen diesen beiden Ansätzen liegt in der Art der Datengrundlage sowie in der Methodik der Untersuchung.
Eine empirische Abschlussarbeit basiert also auf der eigenständigen Erhebung und Auswertung von Daten. Ziel ist es, durch qualitative oder quantitative Forschungsmethoden neue Erkenntnisse zu gewinnen oder bestehende Theorien anhand realer Daten zu überprüfen. Eine empirische Arbeit erfordert demnach einen strukturierten Forschungsprozess, der von der Entwicklung eines Forschungsdesigns über die Datenerhebung bis hin zur Analyse und Interpretation der Ergebnisse reicht. In der Regel ist damit auch ein größerer Zeitaufwand verbunden, da Umfragen oder Interviews sowie deren Auswertung zeitintensiv sein können. Natürlich ist es auch bei einer empirischen Abschlussarbeit erforderlich, sich eingehend mit der relevanten Literatur im jeweiligen Themengebiet auseinanderzusetzen.
Im Gegensatz dazu stützt sich eine literaturbasierte Abschlussarbeit ausschließlich auf bereits vorhandene wissenschaftliche Literatur. Dabei wird keine eigene Datenerhebung durchgeführt. Stattdessen erfolgt eine systematische Analyse, Interpretation und kritische Auseinandersetzung mit bestehenden Theorien, Modellen und Forschungsergebnissen. Ziel ist es, durch die Aufarbeitung und Reflexion der Literatur einen theoretischen Beitrag zu leisten – etwa durch die Entwicklung eines eigenen konzeptionellen Modells, die Synthese verschiedener Ansätze oder die Ableitung von Handlungsempfehlungen. Aber auch rein literaturbasierte Arbeiten können (zeit)aufwendig sein, insbesondere wenn ein anspruchsvolles systematisches Literaturreview durchgeführt werden soll.
Welcher methodische Ansatz für die Abschlussarbeit?
Die Wahl zwischen einer empirischen und einer literaturbasierten Arbeit hängt unter anderem von der Forschungsfrage, dem verfügbaren Zeitrahmen und dem Zugang zu Datenquellen ab. Beide Ansätze gelten als wissenschaftlich fundiert und können – abhängig vom Thema und der Methodik – gleichwertige Beiträge zum wissenschaftlichen Diskurs leisten. Letztlich hängt es aber auch von den Anforderungen der Universität bw. des Lehrstuhls ab, welcher Ansatz als geeignet betrachtet wird.
Die Wahl des methodischen Ansatzes hängt ebenso von den Fachgebieten ab, in dem die Abschlussarbeit geschrieben werden soll.
Literaturbasierte Arbeiten werden vor allem in den Geisteswissenschaften (wie Philosophie, Literaturwissenschaften, Geschichte etc.), Rechtswissenschaften, Kunst- oder Kulturwissenschaften oder Theologie verfasst.
Eigene Datenerhebungen im Rahmen von empirischen Arbeiten werden meist in den Sozialwissenschaften, Psychologie, Naturwissenschaften oder Erziehungswissenschaften durchgeführt. In den Wirtschaftswissenschaften hängt es stark vom gewählten Thema ab, ob eher ein literaturbasierter oder empirischer Ansatz sinnvoll ist.
Viele Fachgebiete erlauben beide Formen – entscheidend sind dann:
- Forschungsziel und Forschungsfrage (empirisch oder theoretisch ausgerichtet?)
- Die Präferenz des Betreuers
- Zugang zu Daten oder Interviewpartnern
Kombinierte Ansätze in der Abschlussarbeit
Die Entscheidung ist also oft nicht schwarz-weiß – manchmal sind auch kombinierte Ansätze möglich, z. B.:
- Eine konzeptionelle Arbeit mit einem kleinen Interviewteil
- Eine empirische Arbeit, die auf bestehender Theorieentwicklung aufbaut
- Eine Fallstudie mit Literaturbezug und teilstrukturierter Datenerhebung
Letztlich ist die Wahl des Forschungsdesigns immer an die konkrete Forschungsfrage, die Zielsetzung der Arbeit sowie die individuellen Ressourcen gebunden. In einigen Fällen kann auch ein kombinierter Ansatz sinnvoll sein, etwa wenn eine theoretische Analyse durch einzelne explorative Interviews ergänzt wird oder ein empirischer Teil auf einer soliden theoretischen Grundlage aufbaut. Die bewusste Entscheidung für den jeweiligen Weg sollte daher stets gut begründet und im Hinblick auf Ziel, Machbarkeit und Mehrwert reflektiert werden.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Methode geeignet ist für Ihre Abschlussarbeit, sprechen Sie uns gerne an. Wir beraten Sie gerne mit unserer langjährigen Erfahrung in der Betreuung von akademischen Abschlussarbeiten.
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