Wie strukturiere ich einen wissenschaftlichen Text?

Das Strukturieren eines Themas in Form einer Gliederung oder eines Inhaltsverzeichnisses für die geplante Abschlussarbeit ist ein erster, aber sehr wichtiger Schritt. Damit wird die Grundlage für die weitere Ausarbeitung und letztlich den Erfolg des wissenschaftlichen Textes gelegt. Die Gliederung sollte den roten Faden aufzeigen, dem die Arbeit folgt. Keinesfalls sollte mit dem Schreiben ohne eine (ggfs. vom Betreuer freigegebene) Gliederung begonnen werden!

Mit etwas Hilfe ist es jedoch gar nicht so schwer. Jede Arbeit folgt nämlich dem klassischen Schema:

  • Einleitung
  • Hauptteil
  • Schluss.

Dieses Schema bleibt immer erhalten und gilt für einen dreiseitigen Essay, eine Hausarbeit, eine Bachelorarbeit ebenso wie für eine 200-seitige Doktorarbeit. Das Kunststück besteht darin, dieses Schema mit Leben zu füllen und konkret zu machen. 

Wie dies gelingen kann, wird hier anhand der einzelnen Abschnitte dargestellt:

Einleitung schreiben

Die Einleitung gibt einen ersten Überblick über das Thema. Worum geht es überhaupt? Warum ist das behandelte Thema wichtig – worin besteht seine wissenschaftliche Relevanz und sein Erkenntnisinteresse? Welche Methoden kommen zur Anwendung (wird „nur“ die Fachliteratur gesichtet oder findet eine eigene empirische Untersuchung in Form z.B. einer Umfrage oder Interviews statt)? Wie ist die Arbeit aufgebaut?

Der Einleitungsteil kann noch untergliedert werden, indem die Problemstellung, die leitende Forschungsfrage, die Zielsetzung sowie das methodische Vorgehen und der Aufbau der Arbeit in kurzen Unterkapiteln beschrieben werden.

Bei Bachelorarbeiten oder Masterarbeiten wird häufig ein Expose verlangt. Dieses kann im späteren Verlauf auch Teil der Einleitung werden.

Hauptteil

Der Hauptteil nimmt naturgemäß den größten Umfang des Textes ein. Bei empirischen Arbeiten besteht dieser aus zwei großen Unterteilen: Einer Darstellung der theoretischen Hintergründe des Themas sowie ggfs. einem weiteren Teil, der die empirische Untersuchung und deren Ergebnisse schildert: Wie stark dieser Teil in Unterkapitel ausdifferenziert wird, hängt vom Umfang der Hausarbeit oder Abschlussarbeit ab. Prinzipiell gilt: Je größer der Umfang, desto differenzierter der Inhalt.

Der Theorieteil eines wissenschaftlichen Textes sollte Grundlagen zum Thema beschreiben, die wichtigsten Begriffe definieren sowie darlegen, warum bestimmte Aspekte beschrieben werden. Jedes Unterkapitel sollte an der Überlegung ausgerichtet sein: Ist es zielführend für die Beantwortung meiner Forschungsfrage(n)? Muss ich Aspekt xy wirklich ausführlich beschreiben oder kann bestimmtes Wissen als bekannt vorausgesetzt werden? Der wissenschaftliche Text richtet sich in der Regel an Leserinnen und Leser mit gewissen Vorkenntnissen. Es ist daher nicht nötig, allgemein Bekanntes unnötig deskriptiv auszubreiten. Es sollte aber auch klar dargelegt werden, welche Tatsachen und Faktoren von Bedeutung sind, um das Thema angemessen bearbeiten zu können.

Der empirische Teil (in einer Abschlussarbeit) beginnt mit einer Beschreibung der Stichprobe. Warum wurden Experteninterviews geführt? Oder: Warum fiel die Entscheidung für eine Online-Umfrage? Die Beschreibung der Stichprobe erhält dann zum Beispiel die Information, dass 300 Studierende der Universität x in einem Zeitraum von zwei Monaten mit Hilfe eines Online-Tools wie SurveyMonkey befragt wurden. 

Die generierten Ergebnisse aus der eigenen empirischen Untersuchung werden anschließend kritisch reflektiert, unter Bezugnahme auf die Theorie. Dieser Gliederungspunkt wird häufig als „Kritische Diskussion“ oder „Kritische Würdigung“ bezeichnet. In diesem Kapitel wird begründet, wie die Ergebnisse im Gesamtzusammenhang des behandelten Themas einzuordnen sind.

Schluss

Der Schlussteil kann eine Zusammenfassung der vorherigen Erkenntnisse des Textes enthalten. Dies ist aber nicht zwingend notwendig. Eine 10-seitige Hausarbeit oder Seminararbeit kommt ohne eine solche Zusammenfassung aus. Bei einer Masterarbeit im Umfang von 80 Seiten kann eine solche dagegen hilfreich sein, auch unter Bezugnahme auf die eingangs vorgestellte Forschungsfrage(n).

Eine gute akademische Arbeit enthält im Schlussteil immer auch einen kurzen Ausblick auf mögliche Entwicklungen oder weiteren Forschungsbedarf. Es liegt in der Natur der Wissenschaft, dass die erzielten Ergebnisse niemals eine abschließende Antwort auf alle Fragen geben können. Hier kann zum Beispiel aufgezeigt werden, welche Aspekte des untersuchten Themas noch weiter erforscht werden müssten.

Nach dem letzten Kapitel folgt dann eine Auflistung aller (!) im Text zitierten Quellen, ob dies nun Monografien, Fachartikel auf Journalen oder Internetquellen sind. Die Ergebnisse der eigenen empirischen Untersuchung können im Anhang dokumentiert werden.

Zum Schluss kann nochmals auf den Anfang gesprungen werden, wenn es darum geht, ein Abstract, Zusammenfassung oder Management Summary zu schreiben. Häufig wird dies seitens der Universität verlangt. Es sollte aber erst nach Fertigstellung der Abschlussarbeit geschrieben werden. Das Abstract stellt eine kurze Zusammenfassung dar. Darin wird kurz und prägnant beschrieben, worin es in dem Text geht, mit welcher Methode das Thema untersucht wurde und worin das Ergebnis besteht. In der Regel werden darin keine Quellen aufgeführt.

Fazit: Eine gute Gliederung in einem wissenschaftlichen Text ist wie ein Fahrplan durch die Arbeit und zeigt potenziellen Leserinnen und Lesern auf den ersten Blick, welches Thema behandelt wurde, in welcher Tiefe dies dargestellt wird und – bei empirischen Arbeiten – mit welchen wissenschaftlichen Methoden die Erkenntnisse generiert wurden.