Richtig zitieren – Zitierweisen im Überblick

Wissenschaftliche Zitierweisen – welche es gibt und was bei ihrer Anwendung zu beachten ist

„Man kann nicht alles wissen, aber man muss wissen wo es steht.“ Mit diesem geflügelten Wort wollte der geniale Physiker Albert Einstein angeblich darauf hinweisen, dass es in der Wissenschaft weniger auf die Anhäufung abrufbaren Wissens als auf dessen intelligente Nutzung zur Entwicklung neuer Schlussfolgerungen und Hypothesen ankommt. Selbstverständlich gehörte es für ihn aber zum wissenschaftlichen Handwerkszeug, das von anderen Forschern übernommene Wissen als solches zu kennzeichnen und die Quelle präzise anzugeben. Genau dieser einfach klingende Anspruch an das wissenschaftliche Arbeiten stellt viele Studierende heute bei ihren schriftlichen Ausarbeitungen vor große Herausforderungen. Denn anders als zu Einsteins Zeiten existiert mittlerweile eine breite Palette von weit mehr als einem Dutzend unterschiedlicher Zitierweisen mit einer Vielzahl detaillierter Einzelbestimmungen. Nur wer das jeweils geforderte System beim Verfassen der Hausarbeit oder Bachelorarbeit korrekt anzuwenden versteht, wird absichtliche oder unabsichtliche Plagiate vermeiden.

Von ACS bis Vancouver

Herrschte in Deutschland bis in die 1980er Jahre hinein die „Deutsche Zitierweise“ vor, so etablierten sich im Zuge der Internationalisierung der Wissenschaften auch hier eine Vielzahl anderer Zitiersystemen insbesondere aus dem angloamerikanischen Sprachraum. Viele dieser Zitierweisen sind nach der Abkürzung der ausgebenden Fachorganisation benannt wie ACS (American Chemical Society), IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers), MLA (Modern Language Association) oder NLM (National Library of Medicine), was sie als eher spezielle Zitierweisen der jeweiligen Fachrichtung kennzeichnet. Breitere Anwendung findet mittlerweile APA (American Psychological Association), das neben der Psychologie heute auch in vielen Sozialwissenschaften zum Einsatz kommt. Weitere fächerübergreifend genutzte Systeme tragen Namen von Städten wie Chicago (Einsatz überwiegend in den Geisteswissenschaften) und Vancouver (Naturwissenschaften und Medizin) oder Universitäten wie Harvard (Natur- und Sozialwissenschaften).

Die hierzulande am häufigsten verwendeten Systeme sind derzeit APA, Harvard, MLA und die Deutsche Zitierweise. Das augenfälligste Merkmal der ersten drei besteht in der Befolgung der sogenannten Amerikanischen Zitierweise. Diese gibt die Quelle durch einen Kurzbeleg im Text direkt nach dem Zitat oder der zu belegenden Textstelle an, wobei sich die Zitationsform bei APA (Schmitthenner, 2022, S. 17) und Harvard (Schmitthenner 2022: 17) leicht unterscheidet. Bei Harvard gilt es ferner zu beachten, dass dessen konkrete Ausgestaltung von Hochschule zu Hochschule variieren kann, weil es hierzu keine Vorgaben einer bestimmten Organisation gibt. Das gilt auch für die sogenannte Deutsche Zitierweise, die sich von den obigen Systemen dadurch unterscheidet, dass sie mit Hochzahlen im Text und Fußnoten auf derselben Seite arbeitet, in denen meist bei der ersten Nennung der komplette Belegtitel aufgeführt wird. In der Fußnote sieht das in der Kurzzitierweise meist so aus: vgl. Schmitthenner (2022), S. 17. Die Abkürzung „vgl.“ steht dabei für das indirekte Zitat, also das sinnhafte Paraphrasieren der Quellenaussage, während dies bei direkten Zitaten entfällt.

Wer die Wahl hat, hat die Qual

Welches dieser Systeme Studierende für die eigene Bachelorarbeit oder Masterarbeit verwenden sollen, hängt zumeist von den Präferenzen der Universität, der belegten Fachrichtung oder der jeweiligen Dozent*innen ab. Gibt es keine verbindliche Vorgabe, so hat der / die Studierende die Qual der Wahl. Die Entscheidung sollte sich nicht zuletzt daran orientieren, welche Zitierweise im jeweiligen Fachgebiet weit verbreitet ist bzw. dort gar als Standard gilt oder was sich als besonders praktikabel erweist. Das gilt im Bereich der Geisteswissenschaften beispielsweise für fußnotenorientierte Stile wie die Deutsche Zitierweise oder auch Chicago, weil die Quellenbelege oft länger sind und daher in Fußnoten besser aufgehoben sind als im Text, wo sie den Lesefluss behindern. In den Natur- und Wirtschaftswissenschaften überwiegen dagegen Stile, die die Quellenbelege im Text unterbringen wie Harvard in den Wirtschaftswissenschaften oder Vancouver in der Medizin.

Für die praktische Auswahl sollte man sich zunächst für eine der Grundrichtungen – Quellenbelege im Text oder in Fußnoten – entscheiden und anschließend einen Blick in die Richtlinien der dann in Frage kommenden wichtigsten Stile werfen. Anschließend ist es vermutlich leichter zu entscheiden, welcher Stil einem persönlich besonders „liegt“.

Unabhängig allerdings von der – ob freiwillig gewählten oder vorgegebenen – Zitierweise sollten auf jeden Fall folgende Anwendungsgrundsätze eingehalten werden:

  • Einheitlich zitieren und den gewählten Stil unbedingt durchhalten
  • Die Regeln der gewählten Zitierweise auch im Literaturverzeichnis peinlich genau beachten
  • Nur zitierfähige wissenschaftliche Quellen nutzen; zur diesbezüglich anerkannten Fachliteratur zählen mittelweile auch viele Internetquellen, nicht jedoch sich ständig ändernde Seiten wie Wikipedia o.ä.
  • Eventuell vorhandene formale Gestaltungshinweise bezüglich der Formatierung (z.B. Schrift, Ränder, Abstände usw.) beachten

All das ist natürlich leichter gesagt als getan, denn der Teufel steckt bekanntlich im Detail. Um es akkurat zu machen oder einen Dozenten bzw. eine Dozentin mit einem Faible für Formalien zufriedenzustellen, sollte man die Details genau befolgen und kontrollieren. Denn wer weiß schon auf Anhieb, wodurch sich die kurzen Quellenverweise im Text bei APA und Harvard unterscheiden? Oder dass bei APA im Unterschied zu Harvard und zur deutschen Zitierweise Abkürzungen wie ebd., ff. und vgl. (zumindest bei indirekten Zitaten) nicht verwendet werden? Umso notwendiger ist es also, sich die oft sehr ausführlichen Zitationshinweise sorgfältig durchzulesen und sich so die Grundsätze der wichtigsten Zitiersysteme schrittweise anzueignen.

Zitieren nach APA 

Wird nach der mittlerweile weit verbreiteten Zitierweise APA zitiert, sollte nach der gewünschten Version gefragt werden. Zwar gab die American Psychological Society im Jahr 2019 die Version APA 7 heraus, doch verwenden manche Hochschulen noch immer die Version APA 6 von 2009. Das damit verbundene Problem besteht darin, dass die neue Version 7 eine Reihe wichtiger Neuerungen enthält, etwa in Bezug auf die Zitation von Internetquellen und bei der Zitation von Titeln mit drei und mehr Autor*innen nach dem Muster (Schmitthenner et al., 2022) bereits ab der ersten Quellenangabe.

Ferner gilt es zu beachten, dass die originalen APA-Regularien in der neuesten Fassung mit über 300 Seiten sehr umfangreich sind und auch Formatierungsbestimmungen enthalten, die in Deutschland eher unüblich sind wie z.B. die Vorgabe eines zweizeiligen Textabstandes. Soll also nach APA gearbeitet werden empfiehlt es sich noch einmal nachzufragen, ob damit nur die Zitierregeln gemeint sind oder sämtliche Gestaltungsvorgaben für die Arbeit. Eine solche Rückversicherung ist auch deshalb sinnvoll, weil manche deutschen Adaptionen der APA-Richtlinien vom amerikanischen Original abweichen, beispielsweise durch das Ausschreiben des Vornamens im Literaturverzeichnis oder durch die Angabe des Abrufdatums bei Internetquellen. Hier hilft nur die Rückversicherung bei der eigenen Hochschule bzw. bei den Dozent*innen. Alfred Einstein hätte es sicherlich genauso gehalten, um sich danach wieder auf das Wesentliche konzentrieren zu können: die inhaltliche wissenschaftliche Arbeit.